VISUELLE DIALOGE    
Direkt nach dem Projekt "Kästen, Rollen, Schubladen" (1989 - 1990) und der Ver-öffentlichung ihres Text-Bild-Bandes "Modell Gehen" (1992) suchte Brigitte Tast weiterhin künstlerische Auseinandersetzungen mit den dadurch kennen gelernten Malern, - so  mit Pedda Borowski (Bielefeld), Michael Price (München; jetzt: New York) und Oded Netivi (Heidelberg).
 
Mit dem Schriftsteller und Grafiker Gerd Scherm (Fürth; jetzt: Binzwangen/ b. Colmberg) entstand anschließend die Ausstellung und das Buch "Astarte und Venus - eine foto-lyrische Annäherung" (1994 - 1996). Beide hatten sich im Rahmen einer "Fax-Nacht" der "Bundesakademie Wolfenbüttel" kennen gelernt. Zwei Jahre korrespondierten sie miteinander, ohne sich je dabei persönlich getroffen zu haben.
Aus dem Dialog mit dem Maler Detlev Foth (Düsseldorf) entwickelte sich nach und nach die
Diptychon-Ausstellungs-Serie "Happiness..." (1997).
EINLASSEN


"Mein Bedürfnis, mich immer wieder dem Fremden auszuliefern, macht es mir unmöglich, Kunst. und Leben so voneinander zu trennen, dass mein Alltag und meine Fotografie in unterschiedlichen Räumen stattfinden können. Mich einzulassen, ist eine wesentliche Eigenschaft von mir, die ich unbedingt auch künstlerisch zeigen und zugeben will. Stimmungen, Emotionen möchte ich fotografisch ganz direkt einfangen. Herausforderungen sollen mich zu neuen Selbstporträt; und Inszenierungen führen.
Besonders intensiv empfinde ich Aktionen, bei denen, möglichst über einen längeren Zeitraum, ein gegenseitiges Einfühlen verlangt ist, da ich dann zu Ergänzung und Gemeinsamkeit verführen kann.
Mein Projekt 'Kästen, Rollen, Schubladen' mit mehreren Fotografen und Malern (Foto-Text-Band 'Modell Gehen' als ein Ergebnis), meine Foto-Installation 'Zwischen all den Blicken', mein Dialog mit dem Schriftsteller Gerd Scherm 'Astarte und Venus', aber auch meine Doppel-Selbstporträt-Serie 'Bei mir' gehören zu solchen Vorhaben.
Das Thema der Foto-Serie 'Bei mir' ist das Zeigen. Mein Ziel ist jeweils ein Bekenntnis zur eigenen Körperlichkeit, Individualität und Schönheit.
Sich vor dem Spiegel aufeinander zu zu bewegen, Gefühle zuzulassen und zu gestehen, sich und die gebotenen Möglichkeiten auszuprobieren, ist der Weg dabei.
Um das Zeigen zu unterstreichen, es ganz bewusst werden zu lassen, ist es mir, als Fotografin nicht wichtig, immer auch gleichzeitig die Auslösende zu sein."                            (Brigitte Tast, 1.Juni 1996)
HAPPINESS


"'Happiness is a warm gun - Das Glück ist ein warmes Schießeisen': das kann auf Sexualität verweisen, so gut wie auf die Flüchtigkeit von Glück. Seien die Diptychen Konfrontation oder Addition, zeigen sie Menschen und Dinge, Menschenpaare, immer weisen sie auf Beziehung, Beziehungen. Hände vor allem lösen Erkennen aus und bannen den Blick. Hände und das, was sie und wo sie es tun. Berührungen, Hand auf Hand, Hand auf Leib, Hand auf Zunge.
Mit 'What About - Worüber' geht die Geschichte weiter, anders jetzt, nicht nur drinnen, auch außen. Was bleibt, meist die Ambivalenz, sind Ambivalenzen von Berühren und Berührt-Werden, Anblicken und Erblicken, Schlafen und Wecken.
Auf den Bildpaaren beider Erzählungen sehen wir keine formbezogenen Anschlüsse, sondern sinnfällige Paarungen zweier Teile zu einem Bild merkwürdiger Verhältnisse innerhalb seiner selbst. Sie irritieren durch verschiedene Abstände und scheinbar verschiedene Größen, Bilder im Bild, die sich verstecken, die wir entdecken.
Brigitte Tast zeigt, dass 'etwas fotografieren' 'etwas zu berühren' heißt, dass Fotografien Berührungen sind. Indem sie sich und die Anderen, den Anderen be-
rührt und berühren lässt, berührt sie uns. Ihre Bilder sind Bilder der Sehnsucht und der Erregung, sind gerade in ihrer Offenheit so erotisch."
(T.O. Immisch, Halle, 30. April 2002)
RENDEZVOUS IN
WEISS UND SCHWARZ

Für das Buch-Projekt  'Modell Gehen' gab die Fotokünstlerin Brigitte Tast vor acht Jahren ein Modell-Inserat auf und lernte dadurch den englischen Maler Michael Price kennen. Seitdem arbeiteten die beiden immer wieder miteinander. Er mit Chinatinte und Bütten-Papier, sie mit einer 6x6-Kamera und Spiegel.

"Zu unserem dritten Treffen im Mai 1992 hatte ich erstmals einen großen Spiegel in Michaels Wohnung schleppen lassen. Er wirkte auf ihn befremdlich, ganz gegen-läufig zu seinem Wunsch, aus einem stillen, ehrlichen Moment heraus zu zeichnen und sich keine weiteren Gedanken machen zu wollen. Im Grunde wollte Michael keine dunklen Provokationen von mir, wollte nur das Weiche, das Weiße an mir sehen.
Aber das Weiß und das Schwarz waren nicht nur die Farben unserer Arbeitsergebnisse, es waren auch heftige Symbole für die Anziehung und die Kämpfe miteinander. 'Wer mich nicht fordert, verliert mich', hatte ich in dieser Zeit zu Michael gesagt. Doch wer sich ausprobieren will, lässt sich auch immer gerne verführen. 'Fließen', 'Schweben', 'Lieben', 'Poesie' waren Michaels Versprechen. Inszenierung meine Idee."
(Brigitte Tast, 11. Nov. 1998)

S/W-Fotografien: Brigitte Tast (Schellerten),
Tusche-Zeichnungen: Michael Price (München)
 

 

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